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„Die auf Radikalisierung der Sozialkonflikte setzenden Aktivisten von SUD schafften es, sich innerhalb weniger Jahre (seit dem Zusammenschluss 1996 zu SUD – Verf.) als feste Kraft insbesondere im öffentlichen Dienst und in den Staatsunternehmen zu etablieren. SUD ist bei den Eisenbahnern zur zweitwichtigsten Gewerkschaft nach der CGT aufgestiegen. … In gewisser Weise hat SUD die CGT in der Meinungsvorherrschaft in den Staatsunternehmen abgelöst“, schreibt die FAZ (23.11., S.3) anlässlich der französischen Eisenbahnerstreiks im November 2007.

Ich stelle die SUD in meinem Artikel ‘Die Befreiung der Arbeit’ (in: Utopie kreativ 7/8 06) in einen weiteren Kontext. Hier die unmittelbar die SUD betreffende Passage.

Im Unterschied zu traditionellen Gewerkschaften konzentrieren sich die Sud-Gewerkschaften weder allein auf den Preis der Arbeitskraft und die Bedingungen ihrer Nutzung noch überlassen sie das Verhältnis der Arbeiten zu den Kunden den Unternehmen. “Der traditionelle Syndikalismus betrachtet das Kapitalverhältnis als seine Existenzbedingung und die Gesellschaft als etwas ihm Äußerliches, als abstrakt-übergeordneten Zusammenhang, in dem man halt lebt. Er stellt Ansprüche an die Gesellschaft, repräsentiert durch den Staat, aber er denkt nicht daran, im Namen der Gesellschaft Ansprüche an die eigene Arbeit zu stellen. Der Typ Syndikalismus, den die Sud-Gewerkschaften repräsentieren, betrachtet umgekehrt die Gesellschaft als praktischen Zusammenhang der Menschen, in dem die Lohnabhängigen nicht nur Objekte, sondern zugleich tätige Subjekte, gesellschaftliche Produzenten sind und in dieser Eigenschaft das Kapitalverhältnis und die es schützende Politik als Hindernis, als ‚Ballast’ (Gramsci) erleben” (Imhof 2002).

Die Aufmerksamkeit der Arbeitenden über die Bewältigung der Arbeit hinaus auf den Gehalt des Arbeitens und der Arbeitsresultate im sozialen In-der-Welt-Sein lässt sich auch in den französischen ‚Sud’-Gewerkschaften finden. ‚Sud’ ist die Abkürzung für solidaire(s), unitaire(s), démocratique(s) - solidarisch, einheitlich, demokratisch. Es handelt sich bei diesen Gewerkschaften um “Interessenverbände von Lohnabhängigen, die sich nicht auf ihre Rolle als Lohnabhängige reduzieren (lassen) oder zurückziehen, sondern die sich als gesellschaftliche Produzenten begreifen, als Produzenten, die sich dem gesellschaftlichen Nutzen ihrer Arbeit, den Bedürfnissen ihrer Konsumenten oder Nutzer verpflichtet fühlen. Nicht im Sinne einer ‚Kundenorientierung’, die nur an zahlungsfähigen Käufern interessiert ist, sondern im Sinne des Nutzens für eine größtmögliche Zahl von Menschen, gerade auch der ärmsten und bedürftigsten, im Interesse ihrer individuellen Entwicklung und sozialen Gleichachtung” (Imhof 2002).

Der instruktive Artikel von Werner Imhof aus dem Jahr 2002: “Un syndicalisme différent” erschien in: express, Zeitschrift für sozialistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit 4/02 und ist im Netz zu finden unter: http://www.labournet.de/express/index.html