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Harald Wolf antwortete vor der letzten Berliner Abgeordnetenhauswahl 2006 in einem Fernsehportrait des Senders TV Berlin auf die Frage, was er denn als Wirtschaftssenator in seiner Amtszeit als politischen Erfolg bewerten wolle, mit einer dreifaltigen Auskunft:

  1. Die vorher so unübersichtliche Wirtschaftsförderung sei jetzt übersichtlicher gestaltet.
  2. Verbesserung der Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.
  3. Verbesserung des Verhältnis zwischen Wirtschaft und Gewerkschaft.

Der Interviewer brachte Wolf nicht in die Verlegenheit darzulegen, was denn daran das spezifisch linke Profil von Harald Wolf als Wirtschaftssenators sei und ob nicht Vertreter aller anderer Parteien hätten ebenso antworten können.

Claudia Kempfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, schreibt am 23.11. 07 in der ‚Berliner Zeitung’ über Harald Wolf: “Tatsächlich kann er jedoch, wie jeder Wirtschaftsminister eines einzelnen Bundeslandes, nicht wirklich sehr viel Einfluss nehmen. Und natürlich muss so ein Landesminister sich immer auch mehr oder weniger erfolgreich mit anderen Landesministern auseinandersetzen, allen voran mit denen in Brandenburg.”

Beobachter sprechen davon, der einzig wirkliche Ärger, den H. Wolf für die Opposition von CDU bis Grünen biete, sei die brave Übererfüllung des Beweises der Regierungsfähigkeit (um den Preis der Ununterscheidbarkeit von der Konkurrenz) und die mangelnde Möglichkeit für die Opposition, sich gegen ihn zu profilieren.

Vgl. zu den Grenzen von linker Regierungsbeteiligung und den Illusionen über sie meinen Artikel ‚Die Parlamentarismusfalle’

Zur ausführlichen Auseinandersetzungen mit den Grünen und ihrer mit dem ‚parlamentarischen Weg’ verbundenen Transformation vgl. http://www.meinhard-creydt.de/cms/archives/42 und http://www.meinhard-creydt.de/cms/archives/38. Mein Artikel erschien 1999 in verschiedenen Fassungen in der Hamburger Zeitschrift ‚Sozialismus’ und in der ‚utopie kreativ’. Der Text stellt eine nach wie vor aktuelle, weil unüberholte (und auch für die PDS lehrreiche), von Paul Tiefenbach vorgelegte Analyse des Werdegangs der Grünen vor. Vgl. Paul Tiefenbach: Die Grünen - Verstaatlichung einer Partei. Papy Rossa Verlag, Köln 1998. Das unaufgeregte, klar geschriebene, ebenso erfahrungsgesättigte wie ressentimentlose Buch des früheren Bremer Bürgerschaftsabgeordneten ist nicht nur für an den Grünen Interessierte von Belang. Jenseits von gängigen Deutungen der Grünengeschichte als ‘Verrat’ oder ‘Erwachsenwerden’ werden die engen Grenzen der sog. Realpolitik deutlich.