Eine Auseinandersetzung mit Ulrich Eisels Theorie der drei Weltbilder
Vorwort
I) Grundzüge von Eisels Theorie der drei Weltbilder S. 3
II) Christentum S. 17
II.1) Theologische Fragen
Der Unterschied zwischen Christentum und Humanismus
Der Stellenwert von Tätigkeit und Ausgestaltung der Persönlichkeit im Christentum S. 19
Die Besonderheit des Individuums und die Beziehung zwischen Gott und Individuum S. 22
Willens- und Entscheidungsfreiheit, Verantwortung und Gnade S. 25
Motive für die Sünde S. 29
Unausweichlichkeit des Zweifels im Glauben S. 32
Unableitbarkeit der Sünde S. 33
Die Seligkeit der Christen und die von Christen für positiv erachteten Effekte des Glaubens S. 34
Der Stellenwert der Dichotomie zwischen Auserwähltsein und Verdammnis im Christentum S. 40
Die Veränderung des Gesetzes- und Sündenverständnisses mit Jesus Christus S. 42
II.2) Historische Fragen S.47
a) Lässt sich historisch pauschal von einer gelingenden Sinnstiftung durch das Christentum sprechen?
b) Kann Sinnstiftung qua christlicher Religion unter Abstraktion vom Unterschied zwischen vormoderner und moderner Subjektivität gedacht werden?
Exkurs zur Thematisierung mittelalterlicher Mentalitäten als Defizitphänomene S. 56
III) Liberalismus als normative Grundlage moderner westlicher Gesellschaften S. 62
1) Freiheit und Entfaltung der Subjektivität als zentrale Inhalte des Liberalismus – Kritik an dessen Engführung auf die Orientierung am Nutzen S. 62
2) Zur Annahme einer Trennung zwischen „kultureller Ebene“, in der es „um den Sinn des Ganzen geht“, und „demokratischer Politik“ (Zur Wertebindung der modernen Verfassung) S. 72
3) In welcher Hinsicht sind moderne westliche Gesellschaften durch die Trennung von Politik und Religion charakterisiert? S. 75
4) Die Präsenz von Elementen der christlichen Religion in der Sinnstiftung, die die demokratische Politik in der modernen westlichen Gesellschaft ermöglicht S. 79
Literatur S. 85
Vorwort
Das christliche und das liberale Selbst- und Weltverständnis sind in modernen westlichen Gesellschaften von großer Bedeutung. Das vorliegende Arbeitspapier beschreibt in Teil II und III zentrale Inhalte beider Mentalitäten. Das erscheint mir insofern erforderlich, als externe Darstellungen „des“ Christenglauben und „des“ Liberalismus oft inhaltliche Missverständnisse aufweisen, die nicht die dritte Stelle hinter dem Komma betreffen, sondern die Essentials. Von der internen Differenzierung dieser Weltanschauungsfamilien sehe ich in diesem Text ab und verwende den Kollektivsingular. Auch geht es mir hier nicht um eine Kritik an den zentralen Inhalten der christlichen und liberalen Gesinnung.
Meine Darstellung enthält zugleich eine Auseinandersetzung mit Ulrich Eisels Theorie der drei Weltbilder. Sie bildet ein Moment seines umfangreichem Werkes. (1) Eisels Analyse vertieft unsere Aufmerksamkeit für die latente Präsenz dieser Weltbilder. In diesen Ordnungen bewegt sich unser Nachdenken darüber, wie wir leben (wollen), ohne dass wir uns darüber Rechenschaft ablegen. Eisel analysiert die mit diesen Weltbildern verbundenen diskursiven Vorstrukturierungen, Möglichkeitshorizonte, Eigenlogiken und nichtintendierten „Nebenwirkungen“. Kombinationen einzelner Momente der drei Weltbilder sowie Verwechselungen und Unverträglichkeiten werden zum Thema. Vor dem Hintergrund der Darstellung zentraler Inhalte der christlichen und liberalen Einstellungen und Haltungen formuliere ich Fragen zu Eisels Argumentation. Die Kritik an einigen Argumenten in Eisels Theorie der drei Weltbilder stellt diese nicht im Ganzen infrage.
In Teil I stelle ich mit einer kleinen einführenden Zitatensammlung Eisels Überlegungen zu den drei Weltbildern vor. Teil II und III lassen sich unabhängig von der in ihnen – auch – enthaltenen Auseinandersetzung mit Eisel lesen. Wer sich für Eisels Theorie nicht interessiert kann Teil I überspringen.
Dieser Text wurde im November 2015 abgeschlossen. Für die Veröffentlichung auf meiner Netzseite im Dezember 2016 habe ich ihn stilistisch etwas überarbeitet.
(1) Ulrich Eisel hat in Geographie promoviert und in Politologie habilitiert. Er war Professor für „Sozialwissenschaftliche Humanökologie“ an der TU Berlin. „Seine Arbeitsschwerpunkte sind: Ideengeschichte des Landschaftsbegriffs und des Lebensbegriffs, Paradigmengeschichte und Wissenschaftstheorie der Geographie und der Ökologie, Beziehung zwischen Architektur, Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung, Naturerfahrung und kulturelle Identität, Gesellschaftliche Akzeptanz von Naturschutz“ – so die Autoreninformation zu einem Artikel von Eisel in der Politischen Ökologie Nr. 91/92 aus dem Jahr 2004. Eine Liste seiner Veröffentlichungen und Herausgeberschaften (vgl. v. a. die 17 Bände der „Beiträge zur Kulturgeschichte der Natur“, die U. Eisel zusammen mit Ludwig Trepl ab 1995 herausgegeben hat) findet sich unter http://www.ueisel.de. Diese Seite ermöglicht den freien Zugriff auf viele Veröffentlichungen von Eisel.